Bruce Lee: Sei wie das Wasser

Die Überschrift stammt natürlich von dem legendären Kampfsportler, Poeten und Philosophen. Auch wenn Bruce Lee schon oft zitiert wurde, haben nur Wenige verstanden, was er damit gemeint hat und wie dieser Satz überhaupt entstand. Ich will es hier nochmals aufgreifen, weil diese Geschichte für jeden, der sich entwickeln und wohlhabender werden will, eine wichtige Lektion enthält. Es beginnt, als Bruce (in seiner einzigen formalen Ausbildung) noch mit Professor Yip Man trainierte, dem Leiter der Wing Chun-Schule des Kung-Fu.

Während des Trainings kam Yip Man immer wieder auf Bruce Lee zu und sagte:

“Loong, entspanne dich und beruhige deinen Geist. Hör auf, über dich nachzudenken und verfolge die Bewegungen deines Gegners. Lass deinen Geist, die Grundlage der Realität, für die Gegenbewegung sorgen – ohne irgendwelche Vorhaben, die dich beeinflussen. Erlerne zuallererst die Kunst des Abstandnehmens.”

Für den jungen Lee war dies ein eher abstraktes Konzept und er erlebte eine große Frustration und Verwirrung. Er nahm sich zwar immer wieder vor, sich zu entspannen, tat aber instinktiv etwas, das seinem Willen zuwiderlief. Als er seine Anstrengungen bemerkte, kam Yip Man zurück und sagte:

“Loong, schone dich, indem du der natürlichen Form der Dinge folgst, statt dich dieser entgegenzustellen. Denke daran, niemals gegen die Natur anzugehen und Probleme nie direkt zu konfrontieren. Sondern diese zu kontrollieren, indem du mit ihnen mitschwingst.”

Nach einiger Zeit wies der Meister den jungen Studenten an, nach Hause zu gehen, das Training für eine Woche einzustellen, Abstand von der Routine zu nehmen und zu reflektieren.

Lee verbrachte eine Woche damit, zu üben und zu meditieren, aber fühlte sich seiner Suche nicht näher. In einem Versuch, seine Gedanken zu befreien, machte er sich alleine mit seinem Segelboot auf. Hier ist, in den eigenen Worten von Bruce Lee, was dann geschah:

“Draußen auf dem Meer dachte ich an all mein vergangenes Training, wurde auf mich selbst sauer und schlug ins Wasser! Genau in diesem Moment durchfuhr mich ein Gedanke: War nicht das Wasser die Essenz des Kung Fu? Hatte mir das Wasser nicht soeben die Prinzipien des Kung Fu gelehrt? Ich hatte es geschlagen, aber es hatte keinen Schmerz verspürt. Ich schlug nochmals mit aller Kraft zu – aber es war nicht verwundet! Dann versuchte ich, eine Handvoll davon zu greifen, was sich aber als unmöglich herausstellte. Dieses Wasser, die weichste Substanz der Welt, die in einem Becher gefüllt werden konnte, erschien lediglich schwach. Tatsächlich konnte es aber die härteste Substanz der Welt durchdringen. Das war es! Ich wollte wie die Natur des Wassers sein.

“Plötzlich flog eine Möwe vorbei und spiegelte sich auf der Oberfläche. Genau in dem Moment, in dem ich in meinen Lektionen des Wassers aufging, eröffnete sich mir eine weitere mystische Bedeutung: Sollten nicht die Gedanken und Gefühle, die ich im Angesicht eines Gegners erlebte, ebenso davon schweben, wie das Spiegelbild der Möwe, die über dem Wasser flog? Das war genau das, was Professor Yip mit Abstand nehmen gemeint hatte – nicht emotions- oder gefühllos, sondern ein Mensch zu sein, der Gefühle nicht festhielt oder blockierte. Daher musste ich, um mich unter Kontrolle zu haben, zuerst einmal selbst akzeptieren. Indem ich mich mit und nicht gegen meine Natur bewegte.”

Die Erkenntnis:

Anschließend lag Bruce Lee einfach nur da, ließ das Boot treiben und fühlte sich eins mit seinem Tao. Er erlebte das Gefühl, wie die Gegenkraft zu einer gemeinsamen Unterstützung anstelle eines gemeinsamen Ausschlusses wurde und alle Konfliktgedanken in seinem Kopf lösten sich auf.

Diese Erfahrung auf dem Wasser war ein entscheidender Moment und wurde später in Lees Leben zu einem bestimmenden Konzept, als er das Prinzip des Jeet Kune Do entwickelte. Und hieraus können auch wir vieles lernen, um auf Herausforderungen und Rückschläge zu reagieren und die nötige Geisteshaltung für Erfolg zu erlernen.

Denn die Sache sieht wie folgt aus:

Zu irgendeinem Zeitpunkt wirst du eine schlechte Diagnose erhalten, einen geliebten Menschen verlieren, entlassen werden, in einen Unfall verwickelt, wirst von der Liebe deines Lebens verlassen, setzst dein Unternehmen in den Sand oder erlebst etwas Ähnliches. Mit großer Sicherheit mehr als einmal.

Wie auch du, hasse ich es, ein Kind mit Leukämie zu sehen oder ein Paar, das keine Kinder bekommen kann; Unternehmer, deren Träume zerstört werden, oder ein Kind, das seine Eltern verliert. Aber all diese Dinge sind Teil dieses Knüpfteppichs, der sich Leben nennt und die täglich jemandem zustoßen.

Ich werde dir nicht sagen, dass es einfach ist. Denn oft ist es das nicht. Manchmal werden wir bis an unsere Grenzen auf die Probe gestellt.

Und in diesen Zeiten müssen wir wie das Wasser sein. Uns biegen, anpassen und in eine neue Form bringen. Neue Richtungen oder andere Ebenen finden.

Du musst den Versuch beenden, sich direkt gegen die Natur zu stellen. Und sich stattdessen mit ihr bewegen.

Manchmal haben wir bei den Dingen, die uns zustoßen, keine Wahl. Aber wir haben die Wahl, wie wir auf diese Geschehnisse reagieren.

Was also ist der Bereich in deinem Leben, in dem du wie das Wasser sein solltest?

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Kommentar (1)

  1. Avatar
    Ein grosses Unglück ist mir in meinem Geschäft passiert. Nun möchte ich eine neue Unternehmung aufbauen und wieder finanzielle Unabhängigkeit und -Freiheit erlangen.

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