Sie hatten das Paradies und waren scheinbar davon überzeugt, dass der Nachbar das bessere Paradies zu haben schien.

Dein Rasen ist genauso grün wie der deines Nachbarn

Ein guter Freund legte sich zwei Schafe zu, aus praktischen Gründen, wie er versicherte. Er war Besitzer einer Weide mit rund 6000 Quadratmetern, deren Bewirtschaftung er leid war. Die beiden Schafe sollten ihm die Arbeit des Rasenmähens abnehmen. Zur Belohnung durften sie sich zum einen frei bewegen (das Gelände war eingezäunt), zum anderen erhielten sie saftiges, nahrhaftes, grünes Gras. Für Schafe, die zudem noch nicht einmal in einem Kochtopf landen sollten, ein Paradies. Und doch erhielt mein Freund einige Wochen nach dem Kauf der Tiere einen Anruf vom Besitzer der Nachbarweide. Der beklagte sich, dass die Schafe meines Freundes auf seiner Wiese grasten. Kurzum: die Tiere waren ausgebrochen. Nun mag man sich fragen, was sie dazu veranlasst haben könnte. Sie hatten das Paradies und waren scheinbar davon überzeugt, dass der Nachbar das bessere Paradies zu haben schien. Infolgedessen reifte in ihnen der Plan, sich in einer Nacht- und Nebelaktion davon zu stehlen, um sich gesetzeswidrig das zu holen, was ihnen nicht zustand.

Eigentlich ist diese Geschichte zum Lachen. Doch ist sie wegen ihres Wahrheitsgehaltes eher zum Weinen. Ob Mensch oder Tier, unbewusst glauben wir, dass andere es besser haben als wir selbst. „Nachbars Rasen ist grüner“ ist zu einer Art geflügeltes Sprichwort geworden. Uns kann es noch so gut gehen, wir glauben, natürlich unbewusst, dass es anderen noch besser geht. Sie haben das bessere Auto, den schöneren Lebenspartner, das größere Haus, etc. pp. In keiner Branche ist diese „Sicht der Dinge“ stärker ausgeprägt als im Network-Marketing. Es gibt Networker, die verdienen im Monat fünfstellig, weil sie über alle Eigenschaften verfügen, die ein Networker braucht: Fleiß, Ehrgeiz, Ausdauer, Geduld und die Bereitschaft, mehr zu tun als andere. Damit katapultieren sie sich in Einkommenshöhen, von denen viele studierte Akademiker nur träumen können. Dabei vergessen einige Networker, dass sie für ihren Erfolg eine Basis brauchen, ohne die nichts läuft. Die Basis ist das Network-Unternehmen. Hier werden die Produkte und Dienstleistungen bereitgestellt, ohne die es in unserem Geschäft nicht geht. Insofern fußt der Erfolg eines Networkers auf zwei, eher drei, Beinen: Seinen eigenen und die des Unternehmens. Letzteres scheinen viele erfolgsverwöhnte Networker auf dem Höhepunkt ihrer Karriere irgendwie zu vergessen. Sie halten sich für so unwiderstehlich erfolgreich, dass sie dem Werben anderer Network-Unternehmen schnell nachgeben. Das ist aus meiner Sicht solange kein Problem, wie dieses Unternehmen über Substanz, Knowhow, Marktführerschaft und grundsolide Finanzen verfügt. Nur dann ist ein Wechsel „gefahrlos“.

Die Downline eines Networkers kann noch so stark und groß sein, er wird sie verlieren, wenn er sie mit anderen Produkten oder Dienstleistungen versorgen möchte. „Never change a winning team“ sagen die Amerikaner und meinen damit nicht nur die Geschäftspartner, sondern auch die Unternehmer.

Deutschland ist für viele ausländische Network-Unternehmen interessant, doch fehlt es ihnen an Zeit, über Jahre eine gut funktionierende Downline aufzubauen. Sie wollen den schnellen Erfolg (was per se schon ein Problem ist). Deshalb werben sie erfolgreiche Networker ab. Sie versprechen ihnen buchstäblich das Blaue vom Himmel, wedeln mit dicken Geldscheinen, großen Autos und Provisionen, die nie und nimmer realistisch sind. Doch, wie erwähnt, scheint vielfach Nachbars Rasen grüner und so unterliegt der ein oder andere Networker dem Charme des Buhlenden und wechselt. Groß ist seine Enttäuschung, wenn nach einem Jahr die gewünschten Ergebnisse ausbleiben, die Unternehmer nervöser werden, zugesagte Produkteigenschaften fehlen und damit auch das Einkommen. Es endet häufig mit einem Desaster. Frustriert stellt das zuvor glorreich gestartete Unternehmen seine Arbeiten in Deutschland ein. Zurück bleibt ein enttäuschter Networker. Er hat sich selbst „verbrannt“ und damit für immer ins Aus katapultiert.

Natürlich denke ich oft an Henry Ford, einem der erfolgreichsten Unternehmer der Welt. Ich habe viel über ihn gelesen und mir einige Zitate sehr gut gemerkt. So sagte er: „Ich prüfe jedes Angebot, es könnte die Chance meines Lebens sein“. Gut so! Ich empfehle jedem Networker, Chancen zu nutzen. Aber nicht jede! Vertrauen ist das kostbarste Gut, das mit einer einzigen falschen Entscheidung dauerhaft zerstört werden kann. Die Menschen suchen in diesen Zeiten nach Sicherheit. Je mehr wir ihnen diese Sicherheit geben, indem wir zum einen einen guten Job machen und zum anderen „treu“ zum Network-Unternehmen stehen, desto größer ist die Bindung unserer Kunden und unserer Mitarbeiter an uns. Es ist absolut leichtsinnig, das alles aufs Spiel zu setzen, nur weil ein neuer Mitbewerber „auf dicke Hose“ macht.

Wer den erfolgreichsten Autoverkäufer der Welt, den US-Amerikaner Joe Girard, der natürlich einen Platz in der Hall of Fame der Automobilindustrie hat, nach seinem Erfolgsgeheimnis fragte, erhielt eine überraschende Antwort: „Autos zu verkaufen ist wie eine Ehe: Die eigentliche Arbeit beginnt nach der Hochzeit. Die meisten Männer vergessen, dass man sich dem anderen jeden Tag aufs Neue verkaufen muss, beweisen muss, dass man der Richtige für sie ist. Genauso bestimmt das Verhalten nach dem Verkauf, ob die Leute dich weiterempfehlen.“ Weiter sagt er in einem Interview: „Wenn Sie ein Auto bei mir kaufen, dann bekommen Sie zwei Dinge: ein wunderschönes Auto und mich! … Ich heirate Sie, auf immer und ewig. Wenn ich Sie nicht gut behandle, dann werden Sie sich scheiden lassen. Aber das werden Sie nicht, denn ich behandle Sie gut…“

Aus diesem Holz sind echte Verkäuferpersönlichkeiten und damit auch Networker geschnitzt.

Sie stellen die Arbeit an den Menschen in den Vordergrund. Je besser ihnen das gelingt, desto sicherer ist ihre Einkommensbasis, die am Ende nur das dahinter stehende Network-Unternehmen garantieren kann. Im übertragenen Sinne kann ich nur empfehlen, gerade in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, seinen eigenen Rasen weiterhin zu bestellen, statt auf andere Flächen zu schauen. Mir ist die Sicherheit eines Unternehmens viel wichtiger als die Verlockungen anderer, die angeblich das ultimative Produkt haben, mit denen die Welt von hinten nach vorne umgekrempelt wird.

Sei ehrlich. Wer so „tönt“ ist schnell vom Markt verschwunden.

– Erich Kammerer


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